Vortrag / lecture
by sg
Berufsbild KünstlerIn: Die öffentliche Vortragsreihe der wiener kunst schule.
Die Studie Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich (BMuKK 2008) gibt den mittleren Stundenlohn für Künstler mit 6,43 Euro und für KünstlerInnen mit 5,55 Euro an. Um diese Werte zu ermitteln, wurden sämtliche Einkünfte unabhängig von der Art der Tätigkeiten erhoben. Nur ein Viertel aller in Österreich künstlerisch Tätigen können von ihrem künstlerischen Schaffen leben, die große Mehrheit ist gezwungen, das Lebensnotwendigste in kunstfernen Arbeitsverhältnissen dazuzuverdienen; rund ein Drittel der Arbeitsverhältnisse dauern nicht länger als einen Monat. Diese Daten sind die wissenschaftliche Bestätigung von subjektiv längst gefühlten Eindrücken und machen verständlich, warum KünstlerInnen zu Musterbeispielen der zunehmenden Prekarisierung geworden sind. Mit dem Begriff der Prekarisierung werden Produktionsweisen angesprochen, die auf kommunikative und kognitive Fähigkeiten bauen, hohe Flexibilität im Einsatz der Arbeitskräfte verlangen, sowie ein permanentes und kreatives Reagieren auf Unvorhergesehenes erfordern. Von KünstlerInnen wird angenommen, dass sie ihre gesamte Persönlichkeit, ihren Intellekt, ihr Denken, Ausdrucksvermögen und ihre Affekte in den Produktionsprozess einbringen: Das macht sie zu VirtuosInnen der prekarisierten sozialen Verhältnisse. Wenn es zutrifft, dass Politik durch die Kunst der Darstellung bestimmt wird, dann ist die Virtuosität von KünstlerInnen politisch, unabhägig davon, ob im jeweiligen künstlerischen Werk politische Anliegen manifest werden oder nicht. In der Vortragsreihe berichten geladene Kunst- und KulturproduzentInnen in Vorträgen und Gesprächen über ihre Arbeiten und Forschungen, vorallem aber über die sozialen und ökonomischen Begleitumstände, die ihre Arbeit bestimmen. Durch die persönliche Situation der Vortragenden, die im Spannungsfeld von Urheberrechten, Kulturressorts und Kunstvermarktung gefordert sind, sich ihre Zugänge zur künstlerischen Produktion offen zu halten, eröffnen sich Einblicke in die Rolle von Kunst und Kultur in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. „Berufsbild KünstlerIn“ wird von Tom Waibel kuratiert und findet jeden Mittwoch ab 17:30 Uhr an der Wiener Kunstschule statt.
Die Vortragsreihe ist öffentlich zugänglich und für Studierende des zweiten Studienabschnitts verpflichtend.
23.1.2013: Lisa Neumann
ist Kuratorin, Festivalleiterin und Mitbegründerin von Espressofilm, einem Verein zur Archivierung und Sichtbarmachung von unabhängigem Kurzfilm. Sie studierte Buch und Dramaturgie, Bildtechnik und Kamera an der Filmakademie Wien. Seit 2008 leitet sie das jährlich in Wien stattfindende Kurzfilmfestival espressofilm.
http://www.espressofilm.at
16.1.2013: Harald Katzmair
studierte Soziologie und Philosophie an der Universität Wien. Er ist Gründer und Direktor von FAS.research, einem internationalen Analyse- und Beratungsunternehmen mit Standorten in Wien und New York. Harald Katzmair zählt zu den weltweit führenden Experten im Feld der angewandten Sozialen Netzwerkanalyse und der Analyse von Macht-, Beziehungs- und Kommunikationsnetzwerken.
http://www.fas.at
9.1.2013: Sabine Groschup
ist Künstlerin, Filmemacherin und Autorin. Sie studierte Architektur bei Wilhelm Holzbauer, Malerei und experimenteller Trickfilm bei Maria Lassnig und Videokunst bei Nam June Paik. Ihre Arbeiten wurden wiederholt ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie 2012 den Preis der Stadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen im Bereich der Bildenden Kunst. Sabine Groschup lebt und arbeitet in Wien und Berlin.
http://www.sabinegroschup.at
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