Sabine Groschup

Rezension / review

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Warum Taschentücher aus Hattorf jetzt zu Kunst werden

• Lesezeit: 5 Minuten
Von Kirsten Buchwald
Die Wiener Künstlerin Sabine Groschup stellt ihre Werke in einer Sonderausstellung im Dorfmuseum Mieerhof aus.
Die Wiener Künstlerin Sabine Groschup stellt ihre Werke in einer Sonderausstellung im Dorfmuseum Meierhof aus.© FMN | Sabine Groschup

Hattorf. Ab Sonntag gibt es eine neue Sonderausstellung im Dorfmuseum: Was man dort sehen kann und warum die Künstlerin aus Wien Hattorf gut kennt.

Es gibt eine neue Sonderausstellung im Dorfmuseum Meierhof in Hattorf. Die Künstlerin hat eine weite Anreise: Es ist die in Wien lebende Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Sabine Groschup. Sie präsentiert in Hattorf „Hattorfer Szenen und Taschentücher der Tränen“ – eine Ausstellung, die das Museum selbst so betitelt: Feinstimmchengesang (Für Angela W).

Das wichtigste in Kürze: Eröffnung und Öffnungszeiten

  • Ausstellungseröffnung: Sonntag, 7. Juli, ab 16 Uhr im Dorfmuseum
  • Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 1. Dezember
  • Öffnungszeiten: jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, am 27. Juli ab 17 Uhr und beim Herbstfest am 6. Oktober, die Öffnungszeiten für diesen Tag sind noch unklar.

Zu sehen sein werden Textil- und Textobjekte, analoge und digitale Fotografie, Zeichnung, Malerei, Film und Literatur. Es ist also eine bunte Mischung.

Wer ist Sabine Groschup und warum ist sie so oft in Hattorf?

Wer ist Sabine Groschup?

Sabine Groschup bewegt sich seit über dreißig Jahren in einem künstlerischen Aktionsfeld zwischen bildender Kunst, Film und Literatur. Die Schülerin von Maria Lassnig arbeitet als bildende Künstlerin gattungsübergreifend und ist mit Videokunst, Textil- und Textarbeiten, Raum- und Klanginstallationen, Malerei und Fotografie international präsent.

Einzelausstellungen und Beteiligungen führten sie in den letzten Jahren nach New York, Seoul, Zagreb, Karlsruhe, Berlin, Prag, Wien, Kopenhagen, Ostrava, Roanoke, Halberstadt, Amsterdam, Innsbruck, München, Bozen, New Orleans, Schaffhausen, Istanbul, Venedig, Bremen, Lausanne, Mdina/Malta, Augsburg, Leipzig, Tutzing, Ismaning, Neuburg an der Donau und Umeå.

Als Filmemacherin zählt sie zu den renommiertesten Vertreterinnen des künstlerischen Animationsfilms, realisiert aber auch Experimentalfilme und Dokumentationen.

Als Schriftstellerin ist sie fiktionale Erzählerin, aber auch Lyrikerin und Essayistin. Sabine Groschup wurde 2012 mit dem Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen ausgezeichnet. 2020 erhielt sie das Österreichische Staatsstipendium für Bildende Kunst.

Sabine Groschup (geb. 1959 in Innsbruck) lebt und arbeitet als bildende Künstlerin, Filmemacherin und Autorin in Wien. Sie studierte Architektur und Archäologie an der Universität Innsbruck, Experimentelles Gestalten (Malerei und Animationsfilm) an der Universität für angewandte Kunst Wien (bei Maria Lassnig) und der Kunstakademie Düsseldorf (bei Nam June Paik) sowie Ethnologie an der Universität Wien.

Seit den 1980ern erweitert Groschup kontinuierlich ihr mediales Vokabular, welches mittlerweile Fotografie, Animation, Video- und Klanginstallation, Folienmalerei und Textilarbeiten sowie Mixed-Media, Literatur und Lyrik umfasst.

Sabine Groschup, eine Schülerin der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig, ist seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßiger Gast in Hattorf. Eine ganze Reihe von Werken ersann oder schuf Groschup während ihrer Aufenthalte im Haus Rotenbergstraße 65. So zum Beispiel ihren im Jahr 2000 entstandenen Animationsfilm »Ghosts – Nachrichten von Wem«, der vor Ort fotografiert wurde. Der fünfminütige Film und Fotografien zum Film werden in der aktuellen Ausstellung im Dorfmuseum gezeigt.

In Hattorf: Die Taschentücher der Tränen

Die Wiener Künstlerin Sabine Groschup stellt ihre Werke in einer Sonderausstellung im Dorfmuseum Meierhof aus. Darunter bestickte Taschentücher.
Die Wiener Künstlerin Sabine Groschup stellt ihre Werke in einer Sonderausstellung im Dorfmuseum Meierhof aus. Darunter bestickte Taschentücher.© FMN | Sabine Groschup

Im Zentrum der Schau im Museum Meierhof stehen rund 20 Arbeiten aus dem Zyklus „101 Taschentücher der Tränen“. In Handarbeit bestickte die Künstlerin Stofftaschentücher mit eigener Lyrik. Für diesen ersten wie inzwischen drei weitere Zyklen bestickter Taschentücher bekam die Künstlerin Stofftaschentücher aus Hattorf geschenkt.

2023 wurde die Taschentuchkunst in einer Einzelausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig im Rahmen der Buchmesse der Öffentlichkeit präsentiert, als Österreich Gastland war.

Die Präsentation der Taschentücher wird in Hattorf begleitet von einer Tonspur mit ausgewählten Taschentuchtexten, gelesen von Dorothee Hartinger und Markus Meyer, beide Ensemblemitglieder des Wiener Burgtheaters.

Fotografien aus Hattorf in einer Kunstausstellung

Einen zweiten Schwerpunkt der Ausstellung bilden Fotografien mit Bezug zu Hattorf und Umgebung. Die Inhalte sind breit gefächert:

  • Landschaft
  • Architektur
  • Straßenszenen
  • Dokumentation von Weggeworfenem

Groschup postet Bilder dieser Art außerdem auf ihrem Instagram Account @daily_dirt_report. Der Account wird in der Meierhof-Schau mit einer Diashow repräsentiert. Auch Selbstporträts der Künstlerin sind zu sehen.

Abgerundet wird die Schau durch persönliche Werke der Künstlerin, die seit vielen Jahren im Haus Rotenbergstraße 65 installiert sind.

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Weitere Ausstellungen von und mit der Künstlerin mit der besonderen Verbindung nach Hattorf

»Feinstimmenchengesang« ist die erste Einzelausstellung der gebürtigen Innsbruckerin in Niedersachsen. Zeitgleich zur Ausstellung in Hattorf ist Sabine Groschup auch woanders vertreten:

  • In der Ausstellung „Diva Assoluta Maria Callas“ in München
  • Jahresausstellung der GEDOK – Deutschlands größte und traditionsreichste interdisziplinäre Künstlerinnenorganisation – in Neuburg an der Donau
  • Im Jahr 2022 hat das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) für Sabine Groschup die erste Personale in Deutschland ausgerichtet. Zur Ausstellung DER DOPPELTE (T)RAUM ist das gleichnamige Katalogbuch im Deutschen Kunstverlag erschienen
  • In Halberstadt wird Sabine Groschups künstlerische Auseinandersetzung mit dem „John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt“ im Cage-Haus Halberstadt gewürdigt. Das besondere: „ORGAN2/ASLSP“ des US-amerikanischen Künstlers John Cage ist das langsamste und längste Musikstück der Welt und wird 639 Jahre lang in Halberstadt aufgeführt. Die Aufführung endet im Jahr 2640.

Ausstellung / exhibition

kunstraumarcade: „Schönberg150“ – Fahnenausstellung

Foto für kunstraumarade

Zu sehen sind 15 Fahnen von Künstler*innen des kunstraumarcade: B. Daum, A. Dworak, J.P. Fischer, I. Gaier, S. Groschup, S.M. Grossmann, U. Heinecke, E. Kronabitter, S. Lebzelter, D. Peeva, CH. Spatt,  G. Thuma, E. Weissensteiner, M. Wieser, N. Mayerhofer/S. Zorzi.

Die Vielseitigkeit Arnold Schönbergs als Künstler und Mensch – Komponist, Maler, Lehrer, Dichter und Erfinder – eröffnet zahlreiche Möglichkeiten für einen künstlerischen Zugang und Dialog.

Die Ausstellung ist bis Ende September 2024 zu besichtigen.

Informationen unter +43 699 12620779 oder www.kunstraumarcade.at.

Ausstellung / exhibition

SPIEL ZEUG

KUNST UND SPIEL IN DER GEGENWART
SA. 13.07.2024 11:00 UHR BIS 19:00 UHR
Ausstellung
LAUFZEIT BIS 14. JULI 2024

Visuelle und konzeptionelle Arbeiten von KünstlerInnen der GEDOK München e. V.

ERÖFFNUNG

Sonntag, den 14. Juni um 18:00 Uhr. Geöffnet an diesem Tag bis Tag bis 20:00 Uhr.

HINTERGRUNDINFORMATION ZUR GEDOK

Die GEDOK, 1926 als »Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen« gegründet, ist als Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V. bis heute das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen aller Kunstgattungen. 2026 jährt sich die Gründung der GEDOK durch Ida Dehmel (1870-1942) zum 100. Mal. Die Gründungsidee ist eng mit der Entstehung der Moderne in der Kunst verbunden und bot seit 1926 eine erstmalige übergreifende Verbindung aller Kunstsparten in einem Verein für Künstlerinnen.

Weitere Informationen zur GEDOK aus München finden Sie unter www.gedok-muc.de

ÖFFNUNGSZEITEN

Donnerstag, Freitag 17:00 bis 19:00 Uhr

Spiel Zeug

Xenia Hartok: Danz Dänz, 2024

Jahresausstellung der GEDOKmünchen 15.06.-14.07.2024
Eröffnung am 14.06., ab 18 Uhr mit Begrüßung durch Bürgermeister der Stadt Neuburg, Eröffnungsrede von Elke Böcker und Soundperformance von Lina Zylla

Städtische Galerie im Fürstengang
Amalienstraße, 86633 Neuburg an der Donau, Eintritt frei. 

Öffnungszeiten: Do, Fr: 17-19 Uhr, Sa, So, Feiertag 11-19 Uhr, am Sonntag 16.06.2024 bis 20 Uhr

Spielzeug gibt es vermutlich schon, seit es Menschen gibt. Von einfachen ersten Formen wie Steinen, Holzstücken, Knochen oder groben Tonpuppen der frühen Steinzeit bis zu den hochtechnisierten Spielgeräten der Gegenwart – gespielt wurde immer. Viele Künstler:innen beziehen die spielerische Interaktion des Betrachters in ihre Kunst ein und schaffen damit sich immer wieder verändernde Zustände. Nicht das Objekt selbst ist dabei wichtig, sondern die sich stetig verändernde Prozessualität und die Wahrnehmungen, die hierdurch generiert werden. 29 GEDOK Mitglieder gehen mit dem Thema in künstlerische Auseinandersetzung durch Installation, Malerei, Video, Fotografie und Objekten.

Mit: Luisa Banov · Ursula Bolck-Jopp · Julia Bugram · Krisztina Dózsa-Farkas · Dorothea Dudek · Renate Gehrcke · Sabine Groschup · Xenia Hartok · Elisabeth Heindl · Claude Jones · Carmen Kordas · Brigitta Maria Lankowitz · Patricia Lincke · Antje Lindner · Dasha Minkina · Carmen Nöhbauer · Iris Nölle-Wehn · Ulrike Prusseit · Penelope Richardson · Anni Rieck · Kathrina Rudolph · Nina Seidl-Herrmann · Charlotte Simon · Julia Smirnova · Rose Stach · Ursula Steglich-Schaupp · Gabriele Stolz · Janina Totzauer · Gertrud von Winckler

Ausstellung / exhibition

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/maria-callas-ausstellung-pasinger-fabrik-marlene-dietrich-oper-lux.CeRjJ5GrAqStLs6Q5AsJW5

Maria Callas und andere Diven:Viva la Diva!

Lesezeit: 6 min

Sie gilt als Prototyp der „Diva assoluta“: Maria Callas, hier in der Rolle der „Medea“ von Cherubini 1959 am Royal Opera House in London. Aber was ist es, was sie zur Göttin macht? (Foto: imago stock&people/imago/ZUMA/Keystone)

Mit Kunst, Filmen, viel Expertenwissen – und sogar spiritistischen Sitzungen – versucht die Pasinger Fabrik hinter das Geheimnis der unvergleichlichen Maria Callas und anderer Göttinnen zu kommen. Ein reines Vergnügen.

Von Jutta Czeguhn

Der „Stimmenpapst“ Jürgen Kesting stellt in seinem Standardwerk „Maria Callas“ gleich im ersten Satz die entscheidende Frage: „Könnte es sein, dass es die unvollkommene Schönheit ist, welche sich als vollkommenste erweist?“ Denn die Kategorie „Schönheit“, sie ist nahezu falsch für diese Ausnahmestimme, für diese Frau. Maria Callas, deren 100. Geburtstag alle Welt im Dezember vergangenen Jahres gefeiert hat, gilt als Diva assoluta. Wie keine andere trieb sie ihr Organ über beinahe drei Oktaven, berauschend in der Ausdruckstiefe, kompromisslos, furchtlos, zuweilen schneidend hässlich. Mit 35 Jahren war dann die Stimme schon ruiniert, mit 53 starb die Callas an einem Herzinfarkt. Und doch hat keine andere Opernsängerin neben ihr Bestand. Ihr Leben, ihre Lieben, riesige Tabloid-Dramen. Niemand hat es treffender formuliert als Ingeborg Bachmann, als sie über die Callas sagte, sie habe Rollen nicht gesungen, sondern auf der Rasierklinge gelebt. Eine Ausstellung in der Pasinger Fabrik nähert sich nun dem Phänomen Callas auf dem Weg der künstlerischen Einkreisung, vielleicht ist es sogar eine Umarmung. „Diva – Aufstieg, Glanz und Fall“ ist dort bis zum 11. August zu sehen. Empfehlenswert nicht nur für Callas-Enthusiasten, für die jedoch ein Muss.

Das Streben der Callas nach Verwandlung thematisiert Sula Zimmerberger in ihrem Video „Metamorphosis“ (Videostill 2024). (Foto: Sula Zimmerberger)

Mitglieder der Künstlerhausvereinigung Wien und weitere Gäste erkunden den riesigen Resonanzraum, den Maria Callas aufgestoßen hat, ihren Einfluss auf Popkultur, Mode, auf den Narzissmus der digitalen Moderne. Die Schau, klug konzipiert von den Kuratoren Augusta Laar und Stefan-Maria Mittendorf, beginnt im Lichthof der Fabrik mit dem Callas-Topos schlechthin, ihrer Verwandlung, Selbsterfindung. Kompromisslos auch hier, hungerte sie sich Anfang der Fünfzigerjahre von 90 auf 55 Kilos herunter. Im Zeitraffer baut sich in Sula Zimmerbergers wandbreitem Video „Metamorphose“ Cecil Beatons ikonische Callas-Fotografie auf: der wie mit dem Lineal gezogene Mittelscheitel, die betonten Augenbrauen, der dicke Eyeliner, voluminöse Lippen, die Hände umfloren das Gesicht wie Blütenblätter. Man denkt an die Performancekünstlerin Marina Abramović, die sich, reichlich eitel, in dieser Pose inszenieren ließ. Allerdings erinnert die Frau im Video eher an die überirdisch schöne Monica Bellucci, die ebenfalls schon in die Rolle der Callas geschlüpft ist.

Hat die Callas den Narzissmuss der digitalen Moderne vorweggenommen. Eine Frage, die Dörthe Bäumer in ihrer Collage „Eine Heimat und einen Himmel haben“ (2024) beschäftigt. (Foto: Dörthe Bäumer)

Oben in den Galerieräumen taucht dieses Motiv der Distanz schaffenden Selbstumarmung erneut auf. „Self Embrace“ nennen Moritz Altmann und Ergül Cengiz ihre Keramik, die einem erst wie ein unförmiger Klumpen vorkommt. Dann entdeckt man ein Gewirr ineinander verkeilter Hände und Arme und erinnert diese Geste: der legendäre Auftritt der Callas 1958 in der Pariser Oper, ein Staatsereignis damals, live übertragen. Eine Stola schützend um den erschreckend fragilen Körper geschlungen, singt die Callas „Casta Diva“ aus der Oper „Norma“. Über 90 Mal hat sie in dieser Rolle auf den Bühnen der Welt gestanden, Momente des größten Triumphs – und tiefster Schmach. Als sie 2. Januar 1958 in Rom die Norma-Vorstellung schwer erkältet abbrechen muss, wird daraus ein internationaler Skandal, denn der Staatspräsident ist anwesend. Sie erhält Morddrohungen, Claqueure spucken ihr vor die Füße. Ruscha Voormann hat für ihre Arbeit die Tonsequenz von der Casta-Diva-Arie analysiert und daraus ein visuelles Klangerlebnis kreiert.

Über Maria Callas Meisterklassen an der Juilliard School in New York gibt es sogar ein Theaterstück, Augusta Laar erzählt davon in ihrer Installation „Barbie-Maria Masterclass“. (Foto: Augusta Laar)

Die Liebesbedürftigkeit der Callas, ihre Einsamkeit ist Thema bei Ursula Neugebauer. In ihrer Klanginstallation hat sie hunderte goldfarbener Wachsperlen auf dem Boden verteilt, Symbol für das haltlose emotionale Fundament der Künstlerin. Dazu wird ein Sampling aus Callas-Partien eingespielt, unter anderem singt sie das verzweifelte „Amami, Alfredo!“ der sterbenden Violetta aus „La Traviata“. „Liebe mich, Alfredo!“

Sehr geliebt hat die Callas bekanntlich ihre Pudel. Waren die Hunde für sie nur Modeaccessoires? Oder nach all ihren Beziehungskatastrophen treue Gefährten? Ein interessanter, plüschiger Kommentar kommt dazu in der Ausstellung von Sabine Groschup. Auch die notorische Kurzsichtigkeit der Diva, die so weit ging, dass sie zu Hause Bühnenbilder nachbaute und ihre Wege übte, wird aufgegriffen in einer Stickerei-Arbeit von Claudia-Maria Luenig.

Die Schau schlägt einen weiten Bogen – die Callas als Barbie-Puppe, eine Installation aus Plattenalben, ein aufblasbarer Riesenhase und dann auch noch das: ein Selfie-Hotspot, von Annette Hempfling wie eine überbordende Operngarderobe ausstaffiert. In dieser Installation „Create your own Diva“ können sich Ausstellungsgäste, perfekt ausgeleuchtet, in Diva-Manier ablichten. Posing für die Social-Media-Posts.

Marias Geist

Wer sich trotz dieser famosen Schau samt Beiprogramm all den Diven und Maria Callas im Besonderen kein Stück näher fühlt, der nimmt am besten direkten Kontakt auf: in einer Séance mit Maria Callas. Künstlerin Birthe Blauth hat in der Fabrik für spiritistische Sitzungen einen speziellen Raum eingerichtet. Also, Handflächen auf den Tisch. Maria? Bist du hier irgendwo? Maria?

„Diva assoluta Maria Callas“, Ausstellung und Rahmenprogramm, bis 11. August, Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1, www.pasinger-fabrik.de

© SZ – Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.

Filmvorführung / screening

Ausstellung / exhibition

16. Klangwechsel der John-Cage-Orgelkomposition ORGAN2/ASLSP

05.02.2024 ab 14:00 Uhr

Der jeweilige Klangwechsel in der Aufführung der Komposition ORGAN2/ASLSP von John Cage in Halberstadt ist jedesmal ein besonderes Erlebnis. Das Interesse zahlreicher Cage-Freunde aus vielen Ländern, sowie das internationale Medieninteresse belegen dies eindrucksvoll. Die Gesamtdauer der Aufführung beträgt 639 Jahre. Der deutsche Organist Gerd Zacher, dem dieses Stück gewidmet ist, hat es in Metz in etwas über 29 Minuten uraufgeführt. Das Stück besteht aus acht Teilen, von denen jedes gespielt werden muss und jedes wiederholt werden kann. Nichts ist festgelegt – außer der Tonhöhe und der Dauer der Klänge. Der Zeitraum zwischen den Klängen, also zwischen den Klangwechseln, kann in der Projektion auf die Gesamtdauer von 639 Jahren wenige Monate, aber auch einige Jahre betragen. Die Partitur gibt den Zeitpunkt zum Wechsel des Klanges vor. Dafür wird die Zusammensetzung der Orgelpfeifen in der Halberstädter Orgel in einer feierlichen Zeremonie angepasst.

A 639-year-long John Cage organ performance strikes a new chord in Germany

View of an embroidered sheet of music from the piece <em>Organ2/ASLSP</em> by John Cage. Artist Sabine Groschup expands the embroidery with each change of sound. After two years, the sound of the slowest piece of music in the world, has changed for the 16th time. This means that the six-sound piece that has been played in the Burchardi Church since February 2022 has become a seven-sound piece.
View of an embroidered sheet of music from the piece Organ2/ASLSP by John Cage. Artist Sabine Groschup expands the embroidery with each change of sound. After two years, the sound of the slowest piece of music in the world, has changed for the 16th time. This means that the six-sound piece that has been played in the Burchardi Church since February 2022 has become a seven-sound piece.
Matthias Bein  dpa/picture alliance via Getty Images

Kunst für als Unterstützung

Im Cage-Haus gab es schon des Öfteren Ausstellungen von Zeitgenossen Cages und von Künstlern, die dem Orgelprojekt verbunden sind – der auf 639 gestreckten Aufführung des Cage-Werks „Organ2/As slow as possible“. Diese Spielanweisung (so langsam wie möglich) wird hier sehr wörtlich genommen.

Aktuell können im Cage-Haus zudem Bilder der Serie „ASLSP leben Steine“ des Huy-Neinstedters Olaf Wegewitz und die Photo-Stickbilder „Soundpics“ von Sabine Groschup erworben und das Projekt damit unterstützt werden.

 

Ausstellung / exhibition

 

https://frau-schafft-raum.at/

Feministischer Kunstraum FRAU* schafft Raum ist eröffnet

Im 9. Bezirk entsteht der erste feministische Kunstraum. Ein Ort des Verbrechens wird zum „FRAU* schafft Raum“.

Für die künstlerische Bespielung der ehemaligen Trafik wird in Zusammenhang mit der Geschichte des Ortes das Thema „Femizid“ in den Fokus gestellt. Künstler*innen können bis 21. Jänner 2024 Ausstellungskonzepte einreichen, die zum Thema „Femizid“ passen. Die Einreichungsmodalitäten stehen zum Download bereit.

Eröffnung des feministischen Kunstraumes, Gruppenfoto mit Stadträtinnen Gaal und Kaup-HaslerAuch die Stadträtinnen Kathrin Gaal und Veronica Kaup-Hasler sowie Bezirksvorsteherin Saya Ahmad und Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Christian Sapetschnig nahmen an der Eröffnung teil.

Zwischen 2014 und 2021 sind 242 Frauen* in Österreich von Ex-Partnern, durch Bekannte oder Familienangehörige ermordet worden. Im Alsergrund wurde 2021 eine 35-jährige Trafikantin von ihrem Ex-Partner in Brand gesetzt und erlag ihren schweren Verbrennungen.

Im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen* 2022 hat der 9. Bezirk angekündigt, dass die ehemalige Trafik in der Nußdorfer Straße 4 zum ersten feministischen Kunstraum „FRAU* schafft Raum“ umgestaltet wird. Ein Ort des Verbrechens wird zum Ort des Erinnerns, der Solidarität und der Prävention. Künstler*innen setzen sich hier mit dem Thema Femizid und Gewalt gegen Frauen* auseinander.


Ausstellung bis 8. Februar

Plakat der Ausstellung "Da war die Angst"

Die erste Ausstellung im Rahmen von FRAU* schafft Raum zeigt eine Installation von Sabine Groschup mit dem Titel „Da war die Angst“. Sie besteht aus einer Textilarbeit, die mit einem von der Künstlerin verfassten Gedicht bestickt wurde, und zahlreichen Weckern und Wanduhren, welche die Menge der Femizide in Österreich und die stehengebliebene Zeit der ermordeten Frauen darstellen sollen. Die Vernissage fand am 7. Dezember 2023 statt. Die Ausstellung ist bis 8. Februar 2024 zu sehen.


Projekt „FRAU* schafft Raum“

Mit dem Projekt „FRAU* schafft Raum“ will der Bezirk seinen Teil dazu beitragen, die Gewaltspirale in der Gesellschaft aufzubrechen. Das kostenfreie Angebot wird im öffentlichen Raum niederschwellig für alle zugänglich sein. Dadurch entsteht ein Ort des Gedenkens aller Femizide sowie ein Informationsort des Empowerments, der Solidarität und der Prävention.

„FRAU* schafft Raum“ bietet als interdisziplinäre Plattform die Möglichkeit, das Engagement der Stadt Wien und des Bezirks noch stärker in den Kontext der Menschenrechte zu stellen und für alle Bewohner*innen nachhaltig erlebbar zu machen.

Uhren am Boden im Kunstraum
ORF/Peter Teubenbacher

79 Uhren erinnern an ermordete Frauen

Am Alsergrund hat vor zwei Jahren ein Mann eine Trafikantin in ihrem Geschäft brutal ermordet. Seit kurzem ist der Tatort ein Mahnmal gegen Femizide. Im November wurde zunächst der „Ni-Una-Menos-Platz“ eingeweiht. Nun erinnert eine Kunstinstallation aus 79 Uhren an weitere Opfer.

Die Installation in der früheren Trafik besteht aus 79 stehengebliebene Uhren – sie stehen für die 79 Frauen, die in Österreich seit dem brutalen Mord in der Trafik ebenfalls getötet wurden. „Das ist Symbol – für jede Frau ist die Zeit stehen geblieben“, sagte die Künstlerin und Autorin Sabine Groschup. „Am Anfang war ich ganz geschockt, weil ich hab mir gedacht, das sind innerhalb von den zwei Jahren vielleicht 30 Frauen, die umgebracht wurden.“

Uhren am Boden im Kunstraum

ORF/Peter Teubenbacher
Jede Uhr steht für eine seit März 2021 ermordete Frau

Zudem gibt es Informationen über Hilfsangebote für Opfer von Gewalt. „Wir sind als Gesellschaft gefordert, den Frauen, die Unterstützung brauchen, auch zu helfen. Und wir versuchen das in der Stadt Wien mit dem 24-Stunden-Notruf, mit ausreichenden Frauenhausplätzen“, betonte Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). „Und solche Projekte schaffen es, dass wir immer wieder darüber nachdenken und sprechen. Das ist die Möglichkeit, die die Kunst hat.“

Kunstraum von außen

ORF/Peter Teubenbacher
Die ehemalige Trafik soll nun ein Mahnmal gegen Frauenmorde sein

Platz nach internationaler Initiative benannt

Im März 2021 wurde eine 35-jährige Trafikantin in ihrem Geschäft von ihrem langjährigen Partner attackiert, mit Benzin übergossen und angezündet. Der Tatort soll in dem belebten Stadtviertel nun täglich an alle Opfer erinnern.

Wien heute, 7.12.2023

01:10

Dieses Video ist nicht mehr verfügbar
Video aus rechtlichen Gründen nicht mehr verfügbar.

Als erster Schritt wurde Ende November der „Ni-Una-Menos-Platz“ eingeweiht, abgeleitet von der gleichnamigen Initiative „Ni-Una-Menos“ (übersetzt „Nicht eine weniger“) ab, die ursprünglich 2015 aus einer feministischen Protestbewegung in Argentinien entstand und inzwischen international tätig ist.

Filmfestival / film festival

19. Best Austrian Animation Festival

Filmvorführung / screening

CAGE • CURRAN • FREYER • RÜHM • SCHNEBEL – DAS JOHN-CAGE-ORGEL-KUNST-PROJEKT HALBERSTADT

Datum/Zeit
So., 19.11.2023, 17:00 Uhr

Ort
Achim Freyer KunsthausGespräch mit Rainer O. Neugebauer, Künstlerischer Leiter der John-Cage-Orgel-Stiftung Halberstadt
und Filmpräsentation “(JC{639})” von Sabine Groschup (29 min)


© JOHN CAGE, ZEN OX-HERDING PICTURES: SET 2, #10, 1988
COURTESY RAY KASS & THE MOUNTAIN LAKE WORKSHOP

 

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Ausstellung / exhibition