Ausstellung / exhibition

by sg

 

Passagen Passagiere

Datum: Do 07., 14. und 21.03., 19-22h
Ort: MuseumsQuartier Wien, verschiedene Orte
Check-In: DSCHUNGEL WIEN
Eintritt frei

Zwischenorte und Übergangsriten sind das Thema des ungewöhnlichen Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekts „Passagen Passagiere“, mit dem das MuseumsQuartier erstmals als Ganzes ins Zentrum rückt. In Kooperation mit zahlreichen Kulturinstitutionen werden an drei Abenden zwölf der überdachten Durchgänge im MQ zu temporären Bühnen zwischen Heimat und Fremde, Leben und Tod oder altem und neuem Jahr.

Für das MQ-Areal sind seine zahlreichen Ein- und Durchgänge, die das umliegende Stadtgebiet mit dem verkehrsberuhigten Kulturareal und die Höfe des MQ miteinander verbinden, stark prägend. Ziel ist, die BesucherInnen auf dieses Spezifikum aufmerksam zu machen und diese besonderen Räume für künstlerische Installationen zu nutzen. Gleichzeitig findet eine Zusammenarbeit mit zahlreichen Kulturinstitutionen am Areal aber auch anderen Kultureinrichtungen in Wien statt.

An drei Abenden werden die verschiedenen Passagen des MQ Areals zu „Räumen des Übergangs“ und mit Szenen, die zwischen fünf und 20 Minuten dauern, bespielt. Um 19 Uhr findet im Foyer des DSCHUNGEL WIEN, das sich als Flughafen präsentiert, jeweils ein „Check-in“ statt, danach kann sich das Publikum individuell von Station zu Station bewegen.
Übergangsriten:

Der Begriff „Übergangsriten“ (frz., rite de passage) wurde vom französischen Ethnologen Arnold van Gennep geprägt. Er verglich die Gesellschaft und das Leben mit einem strukturierten Haus: Man ist lange in relativ sicheren Zimmern, aber um in ein anderes zu kommen, muss man in die Übergangszonen der Schwellen und Gänge hinaus. Auch das MQ-Areal ist solch ein strukturiertes Haus. Seine vielen Durchgänge gleichen den Zeiträumen des Wandels.

Passkontrolle:
An jeder Station im Areal wird der Reisepass („State of Rebirthing“) auf Wunsch mit einem Stempel versehen.

Szenen des Übergangs:

Check-In, 19h
„Last call for passengers of the destination ‚Rebirthing‘. Please proceed to gate number 2.“ Check-In im Dschungel-Airport. Das Foyer mutiert zum Flughafen. Größte Passage der Moderne. Steward & Stewardess instruieren mit klassischen Gebärden die Sicherheitsmaßnahmen und machen die BesucherInnen zu Passagieren. Die neue Fluglinie „DSCHUNGEL AIR“ geht mit ihnen auf Reise.
Realisierung: DSCHUNGEL WIEN
Konzept: Stephan Rabl
DarstellerInnen: Das DSCHUNGEL AIR- Team
Ort: DSCHUNGEL-Foyer
Dauer: 10 Min.

1)    An der Grenze / vor dem Gesetz
Für Flüchtlinge ist die Ankunft in ein fremdes Land wie ein Fegefeuer. Man ist auf der Suche nach einem besseren Leben, doch der Weg dorthin ist gewunden, kompliziert, oft sogar unmöglich. Wer darf hinein ins Paradies? Wer bestimmt darüber und nach welchen Kriterien? Als was entpuppt sich das Paradies, sobald man drinnen ist? Und warum darf ich nicht mehr ins Paradies, wo ich schon mal dort war, und jeder mir erklärt, das Paradies ist für alle da. Vielleicht weil das Paradies kein Paradies, sondern ein Fegefeuer ist?
Realisierung:: DSCHUNGEL WIEN
Konzept: Stephan Rabl
DarstellerInnen: Futurelove Sibanda
Ort: Mariahilfer-Passage
Beginnzeiten: 19.15h, 19.50h, 20.20h
Dauer: 15 Min.

2) Expedition Transformer
Seit elf Jahren produzieren Kinder und Jugendliche in Teamarbeit im ZOOM Trickfilme. Erstaunlicherweise kommen in diesen Filmen immer wieder längere Sequenzen der Verwandlung, des Driftens durch Kanäle und andere geheimnisvolle Orte sowie des scheinbar bodenlosen Fallens vor. Für die Präsentation in der Kabinett Passage wurden diese Bilder des Übergangs von der Medienkünstlerin Barbara Kaiser zu einer audiovisuellen Collage zusammengestellt.
Realisierung: ZOOM Kindermuseum
Ort: Kabinett Comic passage
Beginnzeiten/ Dauer: permanent

3)    Die Kündigung
„…UND RAUS BIST DU!“ Eine kurze Geschichte über das Feuern und Gefeuertwerden: Kaum jemand arbeitet heute noch sein ganzes Leben lang für die gleiche Firma. Der Job fürs Leben ist heute Utopie geworden. Auf dem Weg durch die langzeitigen und kurzzeitigen Beschäftigungsverhältnisse gehört es dazu, gefeuert zu werden, oder sogar selbst jemanden zu feuern. Dabei kommt es oft zu irrwitzigen Begründungen und dramatischen Szenen.
Realisierung: DSCHUNGEL WIEN
Konzept/Inszenierung: Holger Schober
DarstellerInnen: Michael Pöllmann, Holger Schober
Ort: Passage zwischen Fürstenhof und Leopold Museum
Beginnzeiten: 19.40h, 20.40h
Dauer: 15 Min.

4)    Trauerzug / Schriftzug
Wie werde ich buchstäblich verewigt? Welche Botschaften vermitteln die sprichwörtlich „Letzten Grüße“ der Hinterbliebenen? In der Typopassage wird die letzte Schwelle eines Lebenszyklus symbolisch überschritten: Der Tod als finales Zeichen. Gemeinsam wird die Vorstellung zu Grabe getragen, dass Überreste frei von Form und Gestaltung sind.
Idee & Realisierung: bauer – konzept & gestaltung
Ort: Typopassage
Beginnzeiten / Dauer: permanent

5)    Was bleibt?
Für das Projekt ‚Was bleibt?‘ tanzt Milli Bitterli, verfolgt durch den Kameramann Jack Hauser, seit 2004 unaufhörlich dieselbe Bewegungschoreografie. Mit der Behauptung im Kopf, dass Begegnungen ohne Sprache die gewohnten Ordnungen des Verstehens in eine Spannung versetzen, betritt sie durch ihr Bewegungsmaterial unbekannte private und öffentliche Orte. Für Passagen Passagiere haben sich Milli Bitterli und Jack Hauser ins Hospiz Mödling begeben. Die Begegnungen mit den Menschen an diesem gesellschaftlich tabuisierten Ort haben die selbstverständliche, ununterbrochene Bewegungschoreografie eingebremst und zur Frage ‚Was bleibt?‘ die Frage ‚Was ist?‘ hinzugefügt. In der Passage wird der entstandene Film zusammen mit einer Liveperformance aufgeführt.
Realisierung: Eine Produktion von Tanzquartier Wien, ermöglicht durch den Verein Hospiz Mödling (Regina Reindl) und die Hospizabteilung des Landespflegeheim Mödling (Christine Beyer).
Tanz / Videoschnitt: Milli Bitterli
Kamera: Jack Hauser
Projektbegleitung: Frans Poelstra
Ort: Durchfahrt beim Tanzquartier
Beginnzeiten: 20h, 21h
Dauer: 30 Min.

6)    Grenzgang
Autor_innen aus Georgien, Moldau, Österreich und Slowenien wurden gebeten, sich literarisch dem MQ zu nähern. Ihren Texten entlang wurde ein Soundspaziergang (Soundwalk) gestaltet. Mit diesen Erzählungen im Ohr umrunden geführte Gruppen das MQ-Areal und unternehmen einen Grenzgang, der 90.000 m2 Wiens vermisst. Textauszüge, Geräuschkulissen, musikalische und intertextuelle Anspielungen fügen sich mit dem vor Ort Gesehenen zu einem unsicheren Spurengewebe.
Realisierung: textfeld südost, Elena Messner und Eva Schörkhuber
Autor_innen: Anja Golob, Vladimir Lorchenkov, Tamta Melaschwili, Eva Schörkhuber, Metka Zeichen
Übersetzerinnen: Mascha Dabi?, Elena Messner u.a.
Sprecher_innen: Karola Niederhuber, Martin Thomas Pesl
Musik und Klang: Lukas Lauermann, Eufemia Mascolo
Ladestation: Im Dschungel-Foyer können die nötigen mp3-Geräte ausgeliehen oder eigene Geräte (iphone u.a.) bespielt werden.
Startort: Passage zwischen Freiraum/quartier21 und DSCHUNGEL
Beginnzeiten: 19.20h, 20.05h, 20.50h, 21.35h
Dauer: 30 Min.

7)    Sol Invictus
Es ist die alljährliche Krise: Die Nächte werden länger, die Farben verschwinden, das Licht verliert an Kraft, das Ende scheint unaufhaltsam. Aber auch diese dunkle Passage wird durchschritten. In früheren Zeiten feierte man dann „Sol invictus“, die unbesiegbare Sonne. Heute zieht sich der entsprechende Übergangsritus mitunter über den ganzen Dezember.
Im MQ Areal gibt es einen Ort, der dieser Krise topografisch erstaunlich entspricht: Eine tiefe dunkle Schlucht und eine schneckenförmige Rampe, die dem Lauf des Planeten gleicht. Anlässlich von „Passagen Passagiere“ entspinnt sich in dieser Situation ein spezielles Drama aus Sphärenklängen und Lichtchoreografie.
Realisierung: Johann Sebastian Bach Musikschule, Wien
Komposition: Hans G. Kitzbichler
Choreographie: Iris Julian
Musiker_innen: Iris Maaß, Fabian Köhring, Linus Köhring, Pia Langer, Iva Henigmann, Severin Neubauer, Lorenz Höslinger, Hermina Cosovero, Stefan Kapsamer, Jacopo Jandl, Trompete
Ort: „Geistergang“, hinter dem Ovaltrakt
Beginnzeiten: 20.15h, 21.30h
Dauer: 10 Min.

8)    Ein Spielzug
Ein Ball fliegt durch die Luft, die Mannschaften bewegen sich, ballen sich und lassen wieder voneinander ab. Für diesen kurzen Moment der Dynamik und Entscheidung bedarf es in der Regel einer langen Vorbereitung: Es wird trainiert, Abläufe eingeübt, es wird das Spielfeld abgesteckt und spezielle Kleider angelegt.
Unter der Choreografie von Akos Hargitay gewährt das Football Teams der Vienna Knights einen stilisierten Einblick in seine Riten und Bewegungsroutinen.
Realisierung: Vienna Knights (www.knights.at)
Idee: Dominik Nostitz, Markus Trenker
Choreografie: Ákos Hargitay
Ort: Passage zwischen mumok und AzW
Beginnzeiten: 20.20h, 21.10h
Dauer: 20 Min.

9)    Stunde Null
In einem kleinen, weitgehend unbekannten Eingang ins MQ ist immer Silvester. 5-4-3-2-1! Wie im Zeitraffer knallen hier auf Knopfdruck die Sektkorken, explodieren die Konfetti-Kanonen und die Gäste fallen sich jubelnd in die Arme. Eine Liveband gibt krachend den Takt zum Neujahrswalzer an und die Lichtorgeln schrauben sich in ungeahnte Höhen. Die inszenierte Euphorie endet jäh. Lichter aus und Ruh. Doch bald ist es wieder so weit: 5-4-3-2-1!
Idee, Tänzer und Liveband: Krafftmalerei (Clemens Denk, Jonas Geise, Philipp Hanich, Thomas Weinberg)
Regie: Theater Stückwerk (Theresa Hanich, Nils Klaunick)
Pyrotechnik: Jakob Vrba
Lichttechnik: Dominik Dannen
Ort: Fußgängerpassage zur Burggasse
Beginnzeiten: 20h, 21h, 21.55h
Dauer: 5 Min.

10)    Evolution
„Sie nahten sich mir ganz ohne Scheu“ ist ein Video von Nives Widauer, gedreht 1998 im Naturhistorischen Museum zu Wien. Inmitten der stillgestellten Welt aus ausgestopften Tieren, spiegelnden Vitrinen und schimmernden Meteoriten des NHM rezitiert der Schauspieler Wolfram Berger darin Heinrich Heines romantisches Gedicht Waldeinsamkeit. Eine Elegie über die Evolution.
Realisierung: Nives Widauer
Ort: Meteoritenpassage
Beginnzeiten / Dauer: permanent

11)    Smalltalk
Zwei Personen treffen sich zufällig. Jede/n zieht es weiter, trotzdem entspinnt sich ein kurzes Gespräch, ein vorsichtiges Abtasten mit Fragen und ausweichenden Antworten beginnt. Sabine Groschup und Veronika Schubert haben sich diesem Reden im Vorbeigehen von verschiedenen Seiten genähert: Sabine Groschup mit speziell für die TONSPUR_passage kreierten Wortkombinationen und Wortschöpfungen, Veronika Schubert mit ihren Collagen „Standardsituationen“. Vor Ort werden die BesucherInnen von diesem künstlerischen Dialog über Smalltalk buchstäblich umhüllt.
Realisierung: TONSPUR für einen öffentlichen raum mit ASIFA Austria
Konzept, Rauminstallation: Sabine Groschup
Projektionen: Sabine Groschup und Veronika Schubert
Ort: TONSPUR_passage
Beginnzeiten / Dauer: permanent

12)    Nordwestpassage
Im Jahr 1845 brachen 133 Seemänner auf. Ihr Ziel war eine Schiffpassage zwischen Atlantik und Pazifik. Aber nicht mühsam unten rum, sondern kurz und knapp oben. Das Problem: Die Nordwestpassage zwischen den Weltmeeren konnte noch niemand durchfahren. Auch Sir John Franklin nicht. Zwei Jahre lang verharrten er und seine Männer im Eis. Überlebt hat niemand. Die Franklin-Expedition ist die Apokalypse unter den Entdecker-Mythen. Eingefroren im Eis, wegen einer Bleivergiftung dem Wahnsinn nahe, begannen die Männer, sich selbst zu essen. Als man Jahre später ein Rettungsboot mit zwei Leichen fand, war als Proviant nur Schokolade und Parfum dabei. Die zwei Männer im Rettungsboot sind Ausgangspunkt der monochrom-Performance „Nordwestpassage“. In Kooperation mit Radio FM4 singen sie Lieder über ihre Hoffnungen, ihre Schmerzen und ihren Wahnsinn.
Szenografie und Realisierung: monochrom
Darsteller und Erzähler: monochrom
Ort: „Durchgang ins Nichts“, beim Übergang zur Breite Gasse
Beginnzeiten: 20.30h, 21.10h, 21.45h
Dauer: 15 Min.

Kooperationspartner:
ASIFA Austria, bauer – konzept & gestaltung, DSCHUNGEL WIEN, FM4, JSB-Musikschule, Krafftmalerei, meteoritenpassage.org, monochrom, Museum für Völkerkunde Wien, MQ E + B GmbH, Soundspaziergänge, Tanzquartier Wien, Theater Stückwerk, TONSPUR für einen öffentlichen Raum, Vienna Knights, ZOOM Kindermuseum.

Künstlerische Leitung: Vitus Weh
Projektleitung: Julia Schützenhofer
Titel: Dominik Nostitz
Grafik: Christof Nardin

www.mqw.at

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