Ausstellung / exhibition
by sg
ausstellung
ausstellungen in der schule für dichtung
mariahilfer straße 88a/stiege III/7, 1070 wien
mo–fr, +43-(0)1 522 35 26 (bitte kurz vorab anrufen oder mailen an sfd@sfd.at)
sabine groschup
als gehörten sie einem mundleser
ausstellung bis 16. november 2023
zu sehen in der sfd: eine auswahl an „stofftaschentüchern“ aus den gedichtzyklen „101 taschentücher der tränen“, „19 taschentücher der krise“, „213 taschentücher der liebe (frei nach ramon llull)“ und „taschentuchgedichte, gewidmet“.
vernissage: do, 1. juni 2023, 19 uhr
in anwesenheit von sabine groschup
einführende worte: fritz ostermayer
stofftaschentücher
seit 2013 arbeitet sabine groschup mit den „stofftaschentüchern“ an einem werkzyklus, der die künstlerin als lyrikerin zeigt. dabei handelt es sich um mit gedichten bestickte taschentücher, die verschiedenen themen gewidmet sind. den „101 taschentüchern der tränen“ und „19 taschentüchern der krise“ stehen thematisch „213 taschentücher der liebe“ gegenüber. daneben ist eine reihe von einzelnen personen gewidmeten taschentuchgedichten entstanden.
die weißen taschentücher, die oftmals auch durch einen farbrahmen oder auch eine stickerei eingefasst sind, dienen als bildgrund, auf dem die gedichte mit ihrem beinahe plastischen schriftbild wie autografen erscheinen – nur, dass die handschrift nicht auf ein schreibwerkzeug zurückgeht, sondern auf nadel und garn. handelt es sich bei den „stofftaschentüchern“ um bilder oder um schriftkunst?
wie sind die lyrischen taschentücher inhaltlich zu deuten? schon die titel der einzelnen serien deuten an, dass groschup hier exiszentielle gefühlsregungen des menschen bearbeitet: trauer, schmerz und liebe. solcherart emotionen verknüpfen sich auch mit dem kulturellen gebrauch des taschentuchs. wenn tränen zu trocknen sind oder wenn bei angst oder anstrengung schweiß vom gesicht zu wischen ist, kommen taschentücher zum einsatz. sie dienen in verletzlichen situationen oder in momenten der scham dazu, die contenance wieder zu gewinnen.
auch wenn herkömmliche taschentücher gebrauchsgegenstände des alltags darstellen, verweisen sie mit ihrer eingestickten lyrik in form und inhalt in die außeralltäglichkeit der kunst. in zeitraubender handarbeit gefertigt, erinnern die gedichte auch an die mühe kultureller produktion.
– karl borromäus murr
(direktor staatliches textil- und industriemuseum augsburg)
ausstellungstechnik & aufbau: georg weckwerth und markus taxacher
ausstellung vom 2. juni bis 16. november 2023