Ausstellung / exhibition
by gw
Sabine Groschup
THE HIDDEN
Installation, Stickerei, Video, Sound
Einzelausstellung
13. Mai bis 25. Juni 2011
Vernissage: Do 12. Mai, 19 Uhr
Katalogpräsentation: Sa 11. Juni, 12-15 Uhr
Galerie Michaela Stock
Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien
galerie-stock.net
THE HIDDEN ist die zweite Solo-Ausstellung von Sabine Groschup in der Galerie Michaela Stock.
So vielfältig sich Sabine Groschups Biografie liest – sie arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin und Autorin in Wien und Berlin – so technisch facettenreich setzt sie sich in der aktuellen Schau mit dem Thema des Versteckten und Verborgenen auseinander.
Eine, durch einen Ventilator bewegte, den Raum diagonal durchschneidende Molinoleinwand hängt im Galerieraum. Das auf die Leinwand projizierte Video zeigt eine „Wanderung“ unter Baumwolllaken mit versteckten und unbekannten Objekten. Langsam und leise dringt die Kamera in das Innere der Molinoskulpturen ein. Holzgerüste, Metallhaken und Kabelwerk sind kurz zu sehen; wirken wie Körpermetaphern. Eine Großaufnahme auf geräuschvoller Wanderschaft unter dem scheinbar für immer Verstauten, vor Staub Geschütztem, deckt mit plötzlichen Bewegungen Öffnungen und Außenperspektiven auf, um diese sofort wieder hinter dem Vorhang verschwinden zu lassen.
Groschup spielt bei der Arbeit When Molino Catches the Wind mit dem filmgeschichtlichen Kontext, der sich hinter der bewegenden Leinwand verbirgt. Der Kontrast zwischen Innen und Außen ist hier genauso Thema, wie der voyeuristische Blick hinter den Vorhang. Suspense á la Hitchcock entsteht bei der Fahrt des Objektivs durch den dichten Leinwandwald. Schatten und Licht malen auf dem Molinostoff, doch die so generierten Bilder bleiben schemenhaft wie Erinnerungen und verkehrte Projektionen. Ein das Galeriefenster verhüllender, ebenfalls im leichten Ventilatorenwind sich bewegender Vorhang potenziert diese Traumarchitektur.
Verborgenes anderer Art findet sich in einer weiteren Installation der Künstlerin: Komischer Vogel im Käfig sing (Odd bird, sing). Eine Überwachungskamera, versteckt in einem kleinen handgenähten Molinokissen auf dem ein gestickter Lautsprecher zu sehen ist, wird in einem alten Vogelkäfig im Galeriefenster positioniert. Durch den hinter dem Käfig angebrachten Vorhang entsteht ein Guckkastenbühneneffekt. Der auf der Seitenwand des Fensters angebrachte kleine Monitor offenbart den Protagonisten sich selbst im Monitor „hinter Gittern“ wiederzufinden. Es ergeben sich zwangsläufig Assoziationen zum modernen Überwachungsstaat.
Die Technik des Stickens hat Sabine Groschup seit einiger Zeit in den Bann gezogen. Als Medium der Kunst gewinnt die Stickerei speziell seit den 1990er Jahren zunehmend an Beliebtheit. Groschup nützt damit eine Praxis, die als destillierter Ausdruck von Anstand und bürgerlicher Ordnung gilt und den extravaganten Gestus eines autonomen Künstlersubjekts konterkariert. Jedoch: Mittels ihrer Konnotationen problematisiert die Technik Normativitätsdispositive der Kunstgeschichte und der bipolaren Geschlechterordnung.[1]
In der Serie The Hidden #1-11 wird dies motivisch durch die Darstellung von gestickten Motoren – die das Ölige, Schmutzige und Verdreckte assozieren – auf Molinoleinwand erzielt. Der Schichtcharakter der Arbeiten ist in den Vordergrund zu rücken: Gebrauchte, gewaschene Molinostoffe bedruckt mit Videostills und reichlich bedeckt von Fadenkonstrukten, bringen das Verborgene ans Tageslicht.
[1]Textauszug: Matilda Felix: Nadelstiche. Sticken in der Kunst der Gegenwart, Bielefeld: transkript 2010.